Irgendwann im Leben kommt der Moment, an dem intime Bekannte einen an einer bestimmten Narbe erkennen würden. Viele Frauen entbinden nur durch einen Kaiserschnitt, nicht wenige müssen ihren Blinddarm hergeben oder landen aus Dutzenden anderen medizinischen Gründen unter dem Skalpell. Allen OPs gemein ist, dass sie Narben hinterlassen, die für immer sichtbar bleiben – auch wenn sie bei manchen Menschen besser heilen als bei anderen.
Um diese Sichtbarkeit zu reduzieren, aber weitaus mehr, um das umliegende Gewebe wieder zu beruhigen, verbessern und um Verwulstungen zu vermeiden, gehört Narbengewebe massiert und somit belebt. Und je achtsamer das passiert, desto weniger stören uns möglich Langzeitwirkungen wie Kribbeln, Taubheit, Druck oder bleibender Zug im Gewebe.
Denn nicht nur die obere Haut wird durchtrennt und muss an den Schnittstellen wieder zusammen heilen. Auch in den unteren Gewebeschichten müssen vor allem tiefe Schnitte vernäht werden respektive ebenfalls wieder zusammenfinden. Da wird Nervengewebe beschädigt und Fasziengewebe durchtrennt – was beim Heilungsprozess innere Narben hinterlässt.
Die GEO schrieb in 2/2015 in ihrer Titelgeschichte zum Phänomen Faszien, dass “Narben (…) häufig regelrechte Mauern aus Bindegewebe“ errichten. „Diese Barrieren (…) könnten im Prinzip die Ursachen vieler Krankheiten sein“. Doch in dem Kommunikationssystem Faszien, früher lax Bindegewebe genannt und kaum von der immens großen Bedeutung, die uns die jüngsten Kenntnisse dazu beschert haben, steckt auch das Potenzial für Heilung. Sofern es gut und kontinuierlich adressiert wird.
Das kann über Faszienmanipulation durch Rolfer, Osteopathen oder Craniosacral-Therapeuten erfolgen, aber aber auch selbst in die Hand genommen werden. Entweder im Wortsinn mit den eigenen Händen, oder aber etwas effizienter mittels Schröpfgläsern.
Mir hat während eines Aufenthalts in der österreichischen Vivamayr-Kurklinik am Altaussee die Therapeutin Andrea Pötsch gezeigt, wie ich die tiefen Verklebungen meiner leider extrem verhunzten Kaiserschnittnarbe sogar 16 Jahre nach dem Schnitt noch lösen kann.
NARBENBEHANDLUNG MIT DEM SCHRÖPFGLAS – SO GEHT’S:
Dafür braucht ihr
- 1 solides Schröpfglas in der für den Narben-Körperteil passenden Größe,
- 1 gutes Massageöl, z. B. Traubenkernöl und
- 5 – 8 Minuten Zeit.
Setzt das Schröpfglas mit leichtem Anheben der Haut auf die eingeölte Narbenregion und fahrt das Glas in Längsrichtung über die und seitlich entlang der Narbe. Wiederholt das einige Male. Streicht im nächsten Schritt mit dem Glas mehrfach quer zur Narbe über deren gesamte Länge hin und her. Bleibt dabei sanft und achtsam. Abschließend könnt ihr in kleinen Kreisen die gesamte Narbenregion noch einmal kreiselnd tiefenmassieren.
Um das Glas zu lösen, drückt ihr einfach die Haut neben dem Glas etwas, so dass Luft ins Glas kommt und den Unterdruck auflöst.
Diese Eigenmassage öffnet verklebtes Fasziengewebe, das dann neue gesunde Verbindungen bilden kann; das gesamte Gewebe wird glatter, straffer und gesünder.
Bilden sich während des Massagerituals leichte Rötungen unter der Haut, ist das nichts Schlimmes, sondern im Gegenteil der gewünschte Effekt der Durchblutung. Allerdings solltet ihr es nicht übertreiben, wiederholt das Ganze lieber ein paar Mal pro Woche. Auch ist es möglich, dass ihr zu viel Unterdruck im Glas erzeugt habt – in dem Fall setzt noch einmal neu und mit weniger Druck an.
Frische Narben allerdings sollten so auf keinen Fall behandelt werden, hier ist nach Verheilen und erst nach OK durch den behandelnden Arzt eine manuelle Stimulation des Gewebes angesagt. Auch dafür findet ihr geeignete Cremes und Öle, deren Inhaltsstoffe die Heilung der Haut begünstigen. Ich fand meine in einer Apotheke, die mit einer Ästhetischen Klinik zusammen arbeitet und für sie eine spezielle Narbencreme entwickelt hatte.
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